Als Jugoslawien zerbrach, griffen viele sofort zur alten Erzählung vom Balkan: Irrational, brutal, unbelehrbar. Warum das ein bequemer Mythos ist: Darüber sprechen wir in der nächsten Ausgabe des Podcasts.
05.11.2025 12:26 — 👍 1 🔁 0 💬 0 📌 0@ralfgrabuschnig.bsky.social
Mit dem Blick in die Geschichte die Welt mit neuen Augen sehen. Podcast-Host von „Deja-vu Geschichte“ und Autor des Newsletters „Geschichtshappen“. https://linktr.ee/ralfgrabuschnig
Als Jugoslawien zerbrach, griffen viele sofort zur alten Erzählung vom Balkan: Irrational, brutal, unbelehrbar. Warum das ein bequemer Mythos ist: Darüber sprechen wir in der nächsten Ausgabe des Podcasts.
05.11.2025 12:26 — 👍 1 🔁 0 💬 0 📌 0Warum gilt der Balkan als „wild“? Hot Take: Vor allem weil der Westen ihn so sehen wollte. Heute in Teil 5 von "Das Pulverfass Balkan".
Hier geht's zur ganzen Folge des Podcasts: ralfgrabuschnig.com/pulverfass-b...
Seht ihr Parallelen zwischen dem althergebrachten Blick auf den “wilden” Balkan und unserem heutigen Blick auf andere Regionen der Welt? Welche sind das und: Woran liegt das?
03.11.2025 12:26 — 👍 1 🔁 0 💬 0 📌 0Im Zeitalter des Kolonialismus wurde der Balkan für den Westen zum „Other Within“. Ein Teil Europas, der doch nicht so ganz einer war. Aber Gewalt, Tribalismus, Rückständigkeit … all diese Zuschreibungen sagen doch deutlich mehr über die Betrachter als über die Region selbst.
02.11.2025 16:52 — 👍 1 🔁 1 💬 0 📌 0Westliche Reiseberichte des 18. und 19. Jahrhunderts malten den Balkan als unzivilisiert. Ein orientalistischer Blick und koloniale Denkmuster: Sie formten in dieser Zeit ein negatives Bild, das mit der Realität wenig zu tun hatte. Und doch verfing es sich.
01.11.2025 16:52 — 👍 2 🔁 0 💬 0 📌 0Die aufkommenden irischen Nationalisten wollten sich von England differenzieren und eine iro-keltische Wurzel für einen Feiertag passte da eben wunderbar ins Bild.
... wie die vielen irreführenden Blogartikel und Zeitschriftenartikel zeigen: Es hat ja offensichtlich funktioniert.
Erst nach der Entdeckung des Kalenders von Coligny wurde diese Verbindung langsam hergestellt und der Grund dafür? Wieder mal unser alter Freund der Nationalismus!
Halloween wurde nämlich im Zuge der sogenannten "Irish Renaissance" versamhainisiert.
(24/25)
Und übrigens: Bis ins 19. Jahrhundert hat sich auch niemand gefragt, wo das Halloween-Fest denn herkam. Das wäre eine ziemlich dämliche Frage gewesen, wenn man die offensichtliche namentliche Verbindung zu Allerheiligen betrachtet 🙄
(23/25)
Dass die Bewohner Irlands schon vor ihrer Missionierung ungefähr an diesem Datum ein Totenfest gefeiert haben könnten, bedeutet eben nicht, dass Halloween deshalb eine Fortsetzung dieses alten Fests sein muss.
(22/25)
Und da lernen wir mal wieder etwas über die Interpretation von Quellen und historischen Tatsachen:
(21/25)
Und dieses irische Fest, das dann im 19. Jahrhundert in die USA wanderte? Das war um die Zeit dann eigentlich nichts anderes mehr als der Vorabend zu genau diesem Allerheiligen. Halloween ist immerhin nur eine Verkürzung des Namens All Hallow's Eve – der Abend vor Allerheiligen.
(20/25)
Da ist es wahrscheinlich, dass sich ein neuer christlicher Brauch in diesen Platz gedrängt hat und zufällig mit dem Datum Samhains kollidierte.
Ein Kandidat dafür ist auch schnell gefunden: Allerheiligen. Das wurde in der Katholischen Kirche ab dem 8. Jahrhundert am 1. November begangen.
(19/25)
Eine andere Erklärung ist da wahrscheinlicher. Das Datum des Samhain-Festes war nun ja nicht gerade ein ausgefallener Termin für ein Totenfest.
Ende Oktober und Anfang November ... da war die Erntezeit vorbei und man begann sich auf den Winter vorzubereiten – in Irland wie anderswo.
(18/25)
St. Patrick war schon im 5. Jahrhundert dort aktiv und kurz darauf bildeten irische Wandermönche die Speerspitze der Missionierung in Europa.
So ein Land ist doch nun wirklich ein denkbar schlechter Kandidat für die Erhaltung eines vorchristlichen Feiertags über Jahrhunderte hinweg …
(17/25)
Schon lange bevor etwa das heutige Deutschland von den Missionierern des Christentums erreicht wurde oder die Angelsachsen in England endgültig in die Kirche eintraten, waren weite Teile Irlands schon christlich.
(16/25)
Naja ... 🤔 Leider hat diese schöne Geschichte mit der Kontinuität einen Haken und zwar einen ganz gewaltigen und offensichtlichen: Irland ist nämlich das mit am frühesten christianisierte Land Westeuropas!
(15/25)
Und das klingt jetzt so von der Grundstimmung her schon ziemlich nach Halloween, oder?
as dran? Könnte es so abgelaufen sein, dass Samhain in Irland in seinen Grundzügen überlebt hat, nur leicht christlich überlagert wurde und dann im 19. Jahrhundert als Halloween nach Amerika kam?
(14/25)
Nun: Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei Samhain (wie auch bei den anderen drei Festen) um ein Totenfest. Samhain galt als eine Zeit, in der die Tore zur Unterwelt geöffnet wurden und es zwischen der Welt der Lebenden und der Toten keine klare Grenze mehr gab.
(13/25)
Und dieser keltische Kalender ist nicht ganz so einfach zu entschlüsseln, wie man sich das vielleicht vorstellt ... Klar klingende Aussagen wie die oben genannten sind oft nicht mehr als reine Spekulation.
OK aber sei's drum. Was können wir denn über die Art des Fests sagen?
(12/25)
Das ist aber wie alles andere schwer zu bestätigen, denn da liegt das große Problem:
Alle Vermutungen zur Rolle Samhains bauen auf den Kalender von Coligny auf, der im 19. Jahrhundert in Frankreich gefunden wurde und die jährlichen Feierlichkeiten der Kelten darstellen soll.
(11/25)
Die anderen drei Feste Imbolc, Beltane und Lughnasadh folgten dann quartalsweise am 1. Februar, 1. Mai und 1. August.
Manchmal wird dann auch behauptet, Samhain wäre unter diesen vier Festen das wichtigste gewesen, weil es auch als Neujahrsfest galt.
(10/25)
Im keltischen Irland dürfte es neben astrologischen Feiertagen also eben vier große Feste im Jahr gegeben haben.
Samhain war eines davon und fand nach unserem Kalender am 1. November beziehungsweise an dessen Vorabend statt. Zumindest gehen die meisten Forschenden davon aus.
(9/25)
Wie in so vielen Kulturen, gliederten keltische Gesellschaften ihr Jahr in verschiedene Phasen, die oft mit einem Fest begangen wurden. Neben astronomischen Anlässen spielten dabei auch klimatische Faktoren eine Rolle. Das Jahr war immerhin in erster Linie auf die Erntezeiten ausgerichtet.
(8/25)
Dann stellt sich natürlich die Frage: Was war dieses Samhain denn und wie konnte es (übrigens erst im 19. Jahrhundert) seinen Weg von Irland in die USA finden?
Nun, soweit wir es mit Sicherheit sagen können, war Samhain eines der vier großen keltischen Feste des Jahres.
(7/25)
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht...
Halloween ist also nichts anderes als das alte iro-keltische Fest Samhain. Also zumindest, wenn man den unzähligen Webseiten zu dem Thema glauben schenken kann.
(6/25)
... also zumindest nicht ursprünglich. Vielmehr geht das Fest auf ein irisch-keltisches Ritual namens Samhain zurück.
Das klingt auf dem ersten Blick glaubwürdig. Dass altehrwürdige europäische Bräuche in Amerika verunstaltet werden, das wissen wir Europäer:innen doch schon lange.
(5/25)
Halloween ist wie Coca Cola und Harley Davidson. Eine furchtbare Amerikanisierung unseres Lebensstils! Wenn man dann aber im Internet mehr über die Geschichte Halloweens erfahren will, stößt man schnell auf eine ganz andere Erklärung ...
Halloween soll nämlich gar nicht aus Amerika kommen!
(4/25)
Vor nur dreißig Jahren sah das noch ganz anders aus. Erst in den 1990er-Jahren verbreitete sich dieses Fest langsam in Europa und wenn man heute mal rumfragt, ist jedem klar, wer daran die Schuld trägt: Die Amerikaner natürlich!
(3/25)
Immer häufiger ziehen Kinder (und besoffene Jugendliche) am 31. Oktober durch die Straßen. Die einen veranstalten ihr "Trick or Treat" und sammeln Süßigkeiten, die anderen schauen, dass sie möglichst schnell noch besoffener werden.
(2/25)
Aus dem neuen Geschichtshappen:
Das heute stattfindende Halloween ist in Europa inzwischen ein ziemlich gängiger Feiertag.
(1/25)