Textschatten

Ich war schon besser mit dem Herbst, aber der Herbst war auch schon besser mit mir.

Vom Kennenlernen unter Umgehung einer Liebesbeziehung unmittelbar in ein Krisengespräch, oder: warum ich mein Date heute unnötig finde.

E.s rotes Herz, unerwidert.

Mit an Trotz grenzender Beharrlichkeit gab ich fast jeder meiner ungeliebten Liebesgeschichten schlussendlich doch eine Nuance Realität, aber es scheint, als habe mich die Beharrlichkeit verlassen, oder der Trotz, oder beides.

Ich vergaß jahrelang, dass ich Blumen liebe. Ich vergaß viel zu viel, und fast alle Formen von Liebe.

Selbstbesänftigung: Menschen suchen sich ihre Limitationen nicht aus.

Ich wüsste auch, in wen, aber das wäre ja nicht klug.

Ich möchte mich so verlieben, dass ich nichts mehr essen möchte, und auch nicht mehr schlafen und denken und überhaupt, aber ob das noch geht, überhaupt?

Offenbar bin ich jetzt alt genug, um bildende Kunst zu schätzen, oder die Welt um mich ist eine andere, denn früher mochten alle Kunst, nur ich nicht, und heute berührt Kunst mich, aber scheinbar nicht mehr die Welt.

Das meine ich ähnlich, aber tatsächlich hatte ich früher auch schon mal die Idee, die Tagebücher ins deutsche Tagebucharchiv zu geben, weil ich ihnen Mitlesende wünschte (eine Handvoll reicht, und es geht nicht um Jubel; eher darum, nicht ungehört zu verhallen).

Wer sich ferner hält, gewinnt.

Darin, mich einfach gar nicht zu bewegen, bin ich echt groß.

Ich wechsle die Menschen, aber nicht die Dimension der Wünsche.

Zusammen mit E.s Herz wohnt da mein Begehren, und etwas stimmt einfach nicht an all meinen Selbstdefinitionen.

Etwas wohnt warm in meinem Bauch, E.s Herz, mag sein.

E. sendet ein Herz, aber keine Antwort, und so gehn eigentlich alle meine Liebesgeschichten.

E. sendet ein Herz, ein echtes, rotes, und ich denke vorsichtshalber nicht drüber nach, denn wenn ich es doch tue, überfordert es mich.

Damals, ja. Jetzt bin ich dort nicht mehr. Ich habe nie erzählend Tagebuch geschrieben, sondern Gedanken dorthin aufgeräumt. Jetzt räum ich sie hier hin.

For the very first time, E. replies at night (for technical reasons).

Das ist interessant: wenn ich mich abschotte, schotte ich mich von allen ab. Kaum verbinde ich mich wieder, verbind ich mich wieder mit allen. Und plötzlich geht es ganz einfach: E. schreiben. E. fragen.

Nicht mehr, seit Twitter, jetzt Bluesky. Schade eigentlich...

Vielleicht einfach im nächsten Leben. Im nächsten Leben lern ich das (und vielleicht lernen es im nächsten Leben auch G. und E. und so allerlei Menschen, denn vielleicht bin ich es gar nicht alleine, die es nicht kann).

G. sagt mir Good Night statt Gute Nacht; Gutenachtsagen ist zu innig, wohl.

G. sagte mir das, aber ich vergaß es: G. sagte mir, dass es nicht enden wird, auch nicht, wenn wir es beschließen; und dann endete es doch. Aber nur für mich, eben, nicht für G.: Für G. musste es nicht enden, denn G..tat es gut, nicht weh.

Ich weiß das jetzt, aber obwohl ich es nun weiß und überwand, kann ich es noch fühlen.
Alles überwunden; alles längst verschwunden, und doch - war da viel mehr als ein Spiel.

Trotzdem: Freunde sein ist nicht immer leicht (wir erinnern uns: ich wollte Eltern haben. Es fällt mir schwerer, G.s Tochter an seiner Seite zu sehen, als G.s Frau. "An meiner Stelle", schrieb ich erst. Es waren kindliche Liebeswünsche von mir an G., aber nicht von G. an mich).

G. schickt mir Bilder seiner Tochter, die dort steht, wo ich auch einmal stehen wollte, ich bat G. darum, ich wollte so gerne reisen, ich wollte die Reise mehr als ich G. wollte, und ich verstehe natürlich, dass G. mit seiner Tochter reist, und ich verstehe auch, dass G. es mir zeigen will.

meine sehr, sehr eigene Art von Treue.

Gerade noch wollte ich G. schreiben, dass ich gar nicht mehr träume von ihm, aber stattdessen träumte ich ja wieder von G., vorsichtshalber. Das schreib ich G. nicht (aber ich schreibe G.)

Im Traum trennt sich G. von B., und gleich darauf trennt sich G. von mir, denkt G., während ich denke, dass G. doch gar nicht erst bei mir war: das hatte nie eine Chance.